Hauptmenü
Hundehebamme
Die Geburt der Welpen
(Text ©copyright Saupacker vom Erzgebirgsblick)
Die lange Zeit der Trächtigkeit neigt sich nun dem Ende,
der Geburtstermin rückt in greifbare Nähe.
Alle Vorbereitungen für eine reibungslose Geburt sind getroffen, der
letzte "Nestbau" ist spannend und macht Spaß, aber die Kenntnisse
der wichtigsten Abläufe in der Hochträchtigkeit und während der
Geburt sind Voraussetzung für eine korrekte Einschätzung der
Situation, um zu wissen, was wann zu erwarten ist und wodurch sich
eventuelle Komplikationen abzeichnen.
Die Geburt selbst unterteilt sich in vier Phasen:
- Vorbereitungsphase (Unruhe, Hecheln, Nestbau, Temperaturabfall)
- Eröffnungsphase (allmähliche Eröffnung des Muttermundes,
beginnende Wehentätigkeit, nach außen hin
weiter Unruhe und Nestbauverhalten)
- Austreibungsphase (eigentliche Geburt mit starker Wehentätigkeit
und Bauchpresse, die zur Austreibung der
Welpen führt, Dauer bis 24 Stunden)
- Nachgeburtsphase (mit Austritt der letzten Nachgeburt beendet,
meist unmittelbar nach dem letzten Welpen)
Die Begleitung der Geburt:
Jeder erste Wurf Welpen, jede Geburt ist für den Züchter ohne
Erfahrung nervenaufreibend.
Man kann sich vorher so gut informieren wie man will,
alles gelesen haben und alle Grundlagen und medizinisch-
wissenschaftlichen Fakten gelernt haben, ohne die praktische
Erfahrung wird neben den Glücksgefühlen und aller Vorfreude immer
auch die Angst bleiben.
Angst, dass etwas schiefgeht, Angst, dass man Anzeichen falsch deutet
und damit schwerwiegende Fehler macht, Angst, dass den Welpen
oder der Hündin etwas passiert…
Auch wenn die meisten Hunde ihre Welpen ohne Komplikationen
bekommen - man KANN eine extrem einfache Geburt wie direkt aus
dem Lehrbuch haben - können genauso auch Situationen auftreten,
die Erfahrung erfordern.
Dieser Abschnitt soll verdeutlichen, dass man 6 verschiedene Würfe
haben kann, mit 6 verschiedenen Szenarien. In einigen Büchern steht,
dass man der Hündin starke Wehen länger als eine halbe Stunde nicht
zumuten kann, ohne dass ein Welpe kommt, in anderen wird von etwa
3 oder sogar 4 Stunden geschrieben.
Jede Geburt ist anders. Man kann keine allgemeingültigen Fristen
aufstellen, da jede Situation anders ist.
Auch nach der abgeschlossenen Geburt können noch Probleme
auftreten.
Es kann passieren, dass einer oder mehrere Welpen mit der Flasche
gefüttert werden müssen, das Schlimmste jedoch wäre,
wenn man einen verwaisten Wurf großziehen muß.
Also, bevor Ihr eine Hundegeburt allein und auf eigene Faust begleiten
wollt, fragt euch, was würdet Ihr tun, z.B. mit einem steckenden
Welpen im Geburtskanal, der droht zu sterben.
Oder wisst Ihr, wie und wie lange man einen scheinbar totgeborenen
Welpen wiederbeleben kann? Seid Ihr darauf vorbereitet?
In vielen Geburten mit einem Problem wie diesem, werden ein oder
mehrere Welpen tot geboren werden.
Und Ihr werdet erzählen, dass Ihr nichts habt tun können, um sie retten
zu können. Aber es gibt etwas und zwar jemanden zu haben, der weiß,
was normal ist, und was nicht - dass kann ein befreundeter, mit
Geburten erfahrener Tierarzt sein, der bereit ist, die (normale) Geburt
zu begleiten, oder aber eine Hebamme.
Es ist das Verständnis vom Unterschied zwischen Normalem und nicht
Normalem, das Welpen rettet.
Vertraut auf Eure Intuition, Ihr kennt Euren Hund gut -
und hört auf Euer Bauchgefühl!
Das Wichtigste ist, die Geburt der Welpen zu beobachten, um zu
handeln, wenn es Probleme gibt. Dies gilt insbesondere für den ersten
Wurf einer Hündin. Zu viel Einmischung wird die Geburt
verlangsamen und den Hund verunsichern. Generell sollte man wenn
alles glatt geht versuchen, nicht einzugreifen, außer wenn es unbedingt
notwendig ist. Die Hilfestellung des Besitzers sollte sich auf
Beobachtung und Nähe beschränken - einfach für die Hündin da sein
und ihr Kraft geben.
Laute Geräusche oder grelles Licht sollte man nun vermeiden.
Je ruhiger und gelassener alle im Umfeld der Hündin sind, desto
einfacher wird es die Hündin haben.
Die Zuschauer einer Geburt sollten eingeschränkt werden auf ein
Minimum: auch wenn die ganze Familie vielleicht mit einbezogen
werden möchte, kann dies die werdende Mutter aufregen. Einige
Hündinnen warten, bis es sich im Haus beruhigt, sie scheinen die
Fähigkeit zu haben, abzuschalten und auf Ruhe zu warten. Zur
Unterstützung der Geburt ist es sinnvoll, einen "Helfer" auswählen.
Dabei sollte die Hündin ihn auch kennen, denn um sie geht es
schließlich.
Bei den Geburten, die ich als Hundehebamme begleite, komme ich
deshalb mindestens einmal, im Idealfall mehrmals vor der Geburt zu
Besuch, um ein gutes Verhältnis zur werdenden Hundemama
aufzubauen.
Ab dem 58. Tag ist es ratsam, die Hündin Tag und Nacht in seiner
Nähe zu haben, falls die Geburt frühzeitig losgeht.
Für die Geburt sollten nun einige Dinge bereit liegen:
- genügend frisch gewaschene Handtücher und Decken, evtl.
Inkontinenzunterlagen
- sterile Schere, Rektal- Thermometer, Maßband, Garn ,
Nabelklemmen, Nasensauger
- Desinfektionsmittel( z.B. Betaisodonna, Spray für die Hände),
blutstillenden Schwamm (z.B. Kollagen Resorb)
- Waage
- Rotlichtlampe oder Heizkissen
- Traubenzucker oder Nutri-Cal Energieschub -Paste ( kann eine
stockende Geburt weiterbringen)
- Frubiase - Calcium Ampullen (Eklampsie-Vorbeugung)
- Welpenmilch, Aufzuchtfläschchen (für den Notfall)
- Gleitschleim (Gleitgel) und OP-Handschuhe
- ausreichend Wasser, Küchenrolle, Trinknapf, eventuell warme Brühe
- Notizbuch für Aufzeichnungen des Geburtsfortschrittes und der
Welpengewichte, Telefon in Reichweite
Erste Phase der Geburt - Vorbereitung:
Wenn die Hündin gestresst wirkt, unruhig wird und Unbehagen zeigt,
sich häufig die Vulva leckt, vielleicht erbricht, häufig Wasserlassen
muss oder die Nahrung verweigert, hat die Eröffnung begonnen.
Der Stuhlgang kann sich dunkel verfärben.
Zu diesem Zeitpunkt sollte die Hündin nicht mehr unbeaufsichtigt ins
Freie gelassen werden, um sich zu lösen.
Diese Phase der Geburt kann sich sichtbar über ca. 24 Stunden
hinziehen, kann aber genauso gut unbemerkt vorübergehen.
Zweite Phase der Geburt - Eröffnung:
Während dieser Phase der Geburt beginnt der Muttermund sich zu
erweitern und die Uteruskontraktionen beginnen.
Diese Kontraktionen sind schmerzhaft und verwirrend für die Hündin.
Der Gebärmutterhals und die Gebärmutter werden nun auf die Geburt
vorbereitet und die Welpen in ihren Fruchtblasen aus den
Uterushörnern in Richtung Gebärmutterhals geschoben.
Die werdende Mama erscheint unruhig und alle Lagen sind ihr
scheinbar unbequem, sie kann verunsichert erscheinen und sogar zu
hecheln und zittern beginnen. Einige Hündinnen winseln anhaltend.
Andere beschäftigen sich weiter mit dem Nestbau. Ist es die erste
Geburt der Hündin, braucht sie eventuell nun etwas zusätzliche Nähe
und Beruhigung.
Die Uteruskontraktionen sind nicht so einfach wie beim Menschen zu
sehen.
Diese Phase der Geburt dauert in der Regel 6-18 Stunden.
Am Ende dieser Periode wird der Muttermund komplett eröffnet sein,
bereit für die Geburt der Welpen.
Dritte Phase der Geburt - Austreibung:
. Die eigentliche Geburt beginnt meist mit ziemlich klarem oder auch
Schleimhaut-Ausfluss aus der Vulva.
Nun beginnen die (auch für den Laien) gut sicht- und tastbaren
Austreibungswehen, die immer kräftiger werden und mit dem
Austreiben des ersten Welpen enden.
Die Hündin hat jetzt ein starkes Druckgefühl, oft verbunden mit vielen
kleinen Blähungen. Viele neue Mütter wissen nicht, was der
Unterschied zwischen dem Druck des Welpen und dem Druckgefühl
von dringendem Stuhldrang ist und wollen andauernd nach draußen,
um sich zu lösen.
WICHTIG!!! Die Hündin nicht aus den Augen lassen!
Zu dieser Zeit sollte die Hündin nur an der Leine nach draußen,
manch eine Hündin verschwand schon in dieser Phase in der
Dunkelheit.
Auch sollte man ein warmes Handtuch mitnehmen und eine
Taschenlampe, wenn es dunkel ist, falls doch ein Welpe schneller
kommen will.
Das Selbe gilt auch, wenn die Hündin während der Geburt zwischen
den Welpen das Gefühl hat, sich entleeren zu müssen oder wenn man
die Hündin, um den Kreislauf in Schwung zu bringen, auffordert, sich
im Laufe der Geburt "mal zu bewegen". Wenn die Hündin scharrt, sich
dreht oder den Rücken krumm macht, unterstützen all diese
Bewegungen das Herausschieben der Welpen.
Die Geburt der Welpen beginnt in dem jeweils stärker gefüllten
Gebärmutterhorn und wird dann wechselseitig fortgeführt.
Durch Wehen wird der erste Welpe in Richtung Gebärmutterkörper
gepresst. Unmittelbar davor wird beim austreibenden Horn eine so
genannte Gebärmutterhornmündungssperre weit gestellt und die des
ruhenden Hornes eingeengt, so dass (im Normalfall) nicht zwei
Welpen gleichzeitig in den Geburtskanal treten können. Der Welpe
tritt, noch in der Fruchtblase, ins Becken und dann aus der Scheide.
Diese Blase schützt den Welpen im Geburtskanal und sollte deshalb
NICHT geöffnet werden.
Der erste Welpe hat es besonders schwer. Er muss sich den Weg durch
das Becken der Hündin bahnen und den Geburtweg dehnen.
Wenn der Welpe schließlich an dieser engsten Stelle des Geburtsweges
angekommen ist, dann stellt die Hündin ihre Rute auf und knickt sie ab
der Rutenwurzel bogenförmig nach unten ab, um diese
Stelle im Becken weiter dehnen zu können.
Durch den entstehenden Muskeldruck platzt oft die Fruchtblase und
eine grünliche Flüssigkeit tritt in einem Schwall aus der Scheide aus.
Das Fruchtwasser macht den Geburtsweg ebenfalls gleitfähig.
Nach Erscheinen der Fruchtblase sollte der Welpe innerhalb der
nächsten 30 Minuten geboren werden.
Die Plazenten werden nach jedem Welpen oder sporadisch während
der Wehen ausgetrieben.
Wenn die Welpen geboren sind, wird die Mutter den Neugeborenen
sauberlecken und die Nabelschnur durchbeißen.
Manche Welpen werden noch in ihren Fruchthüllen geboren.
Diese Eihaut muss vom Welpengesicht entfernt werden, damit er atmen
kann. Die meisten Hundemütter sind sehr aufmerksam, lecken den
neugeborenen Welpen sofort und entfernen so die Eihäute. Es ist
wichtig, das die Mutter tun zu lassen, wenn sie es will, weil durch
diesen Prozess die Bindung zu ihren Welpen aufgebaut wird und sie
lernt, sie als ihre eigenen zu erkennen. Das raue Lecken der Mutter
stimuliert die Welpen zum Atmen und verbessert ihre Durchblutung.
Die Mutter wird wahrscheinlich einige der Nachgeburten fressen.
Bitte lasst der Hündin die Möglichkeit, sich selbst um ihre Welpen zu
kümmern!
Sollte sie jedoch kein Interesse zeigen, oder sehr ungeschickt sein,
müssen wir Menschen die Aufgabe der Hündin übernehmen.
Dann muss der Helfer die Eihaut am Kopf zerreißen und nach hinten
streichen, das Mäulchen und die Nase von allem Schleim und aller
Flüssigkeit befreien (absaugen) und den Welpen kräftig reiben, um die
Atmung zu stimulieren. Dabei sollte man trotzdem weiterhin
versuchen, die Hündin animieren ihre Aufgaben wahrzunehmen, denn
sie kann das alles am besten. Beißt die Hündin die Nabelschnur nicht
durch, wird auch das Abnabeln durch den Menschen übernommen,
manchmal ist es auch erforderlich, ein wenig "nachzubessern", wenn die
Hündin zu lang abgenabelt hat. Nun brauchen wir das Garn, um die
Nabelschnur etwa einen Zentimeter vom Welpenbauch entfernt
abzubinden, und quetschen die Nabelschnur am besten mit dem
Fingernagel ab (das ist besser als Schneiden, weil dabei
gleich die Blutgefäße mit abgedrückt werden und ein
Nachbluten minimiert wird).
Eine zu kurze Abnabelung kann zur Infektion führen, lässt man die
Garn- Enden zu lang, animiert das eventuell die Mutterhündin dazu,
daran herumzukauen.
Der Nabelstumpf wird mit Jodtinktur oder Nabelpuder desinfiziert.
Gelegentlich wird ein Welpe Hilfe benötigen, während die Mutter schon
mitten in der Geburt des nächsten ist. Wenn dies eintritt, muss schnell
die Eihaut entfernt werden und der Welpe mit einem angewärmten,
sauberen Tuch trocken gerubbelt werden. Schließlich wird durch das
kräftige Reiben der Welpe auch warm und es stimuliert ihn auch zu
seinem ersten Atemzug. Schreien entfernt alle Flüssigkeit aus den
Atemwegen des Welpen, man kann aber auch durch sanftes Absaugen
(Baby-Nasensauger) nachhelfen.
Ebenso ist es wichtig, in den Pausen zwischen den Geburten die
Welpen, nachdem sie gesäugt wurden, zu wiegen und zu kennzeichnen
(das kann man auch mit unterschiedlichen Garnfarben beim
Nabelabbinden erreichen, dann das Notieren der Reihenfolge der
Welpen (und Farben) nicht vergessen.) Ebenso sollten Auffälligkeiten
während der Geburt, Farbe und besondere Kennzeichen mit notiert
werden.
Welpen werden meist in Abständen von 20-40 Minuten voneinander
geboren, aber es ist auch normal, dass Hündinnen eine Pause während
der Geburt einlegen, vor allem bei großen Würfen, um etwas zur Ruhe
zu kommen und neue Kraft zu tanken, Wasser zu trinken und eventuell
Brühe oder anderes Nahrhaftes (z.B. Traubenzuckerlösung,
Welpenmilch, Nutri-Cal) zu sich zu nehmen. Während der Geburt
muss man der Hündin immer wieder frisches Wasser zur Verfügung
stellen da es wichtig ist, dass sie Flüssigkeit zu sich nimmt.
So genannte "Hinterendlagen" (die Welpen kommen mit den Füßen
zuerst) sind bei Hundegeburten normal und gelten NICHT als
Komplikationen, meist sind dies ca. 40% der Welpen. Eine Angst vor
solchen "Steißgeburten" ist hier unbegründet, Schwierigkeiten könnten
nur auftreten, wenn bei einer Erstgebärenden der erste Welpe mit den
Füßen zuerst kommt und der Kopf stecken bleibt.
Anzeichen für Geburtsstörungen:
- Frühgeburt - Welpen vor dem 58. Tag haben eine geringe
Lebenserwartung, weil die Lungen noch nicht voll ausgebildet sind -
erfordert Vorstellung beim Tierarzt
- Ausbleiben des Geburtseintrittes über den 70. Tag hinaus - erfordert
Vorstellung beim Tierarzt
- Grünlicher Ausfluss vor der Geburt des ersten Welpen -> Anzeichen
für eine vorzeitige Plazentalösung - erfordert Vorstellung beim
Tierarzt (Grüner Ausfluss ist nur normal, nachdem ein oder mehrere
Welpen geboren sind)
- starke, anhaltende Presswehen von über 30 Minuten - erfordert
Vorstellung beim Tierarzt (Geburtspausen sind für Hündin UND
Welpen nötig!!!)
- schwache, unregelmäßige Wehen oder körperliche Schwäche
der Mutter - kann unter Umständen durch die
Hebamme oder den erfahrenen Züchter durch Unterstützung der
Geburt ausgeglichen werden,
ABER !!! Vorsicht mit
unbedachten oder zu hoch dosierten Oxytocingaben,
diese können Gebärmutterspasmen bis hin zur Uterusruptur
hervorrufen, was im günstigsten Fall mit einem Kaiserschnitt endet
und die Hündin sowie die Welpen stark gefährdet!!!
- mehr als 4 Stunden keine Geburt eines Welpen - erfordert Vorstellung
beim Tierarzt (kann verschiedene Ursachen haben, unter anderem
nicht korrigierbare Stellungs- oder Haltungsanomalien eines Welpen,
absolut zu großer Welpe (z.B. bei Einfrüchtigkeit oder
Missbildungen), bereits toter Welpe im Mutterleib oder eine nicht
behebbare Wehenschwäche)
- zwei Fruchtblasen zeigen sich zur gleichen Zeit (besonders, wenn eine
oder beide bereits grünes Fruchtwasser enthält) -> zwei Welpen
versuchen, zur gleichen Zeit zu kommen! - erfordert
professionelle Hilfe der Hebamme oder Vorstellung beim Tierarzt
- Muskelschwäche, Zittern, Krämpfe, Muskelstarre oder Anfälle ->
Eklampsie - Ersthilfe: Calciumgabe, danach Vorstellung beim
Tierarzt erforderlich
- eitriger, blutiger Ausfluss, Zeichen von Schock, blasses Zahnfleisch,
starke Bauchschmerzen -> Uterusruptur - Vorstellung beim Tierarzt
erforderlich
Vierte Phase der Geburt - Nachgeburtsphase:
Jeder Welpe besitzt eine eigene Plazenta, welche in der Regel auch
nach jedem einzelnen Welpen mit geboren wird.
Manchmal passiert es, dass zwar der Welpe geboren wird,
die Nachgeburt aber erst mit dem nächsten Welpen kommt.
Die Anzahl der ausgestoßenen Plazenten sollte genauestens gezählt
werden, optimalerweise auch jede einzelne auf Vollständigkeit geprüft
werden, da ein Verbleiben von ganzen Plazenten oder Resten schwere
Komplikationen hervorrufen kann. Sollte das Fehlen von einer
Plazenta bemerkt werden, muss die tierärztliche Nachkontrolle
schnellstmöglich nach Beendigung der Geburt erfolgen.
Das Fressen der Plazenten ist ein alter Instinkt, um alle Anzeichen
der Geburt, die Feinde anlocken könnte, zu entfernen.
Die Plazenta ist als erste Nahrung nach der Geburt von der Natur
vorgesehen. Sie versorgt die Hündin mit wichtigen Nährstoffen und ist
wehen- und laktationsfördernd (laktationsfördernd = regt die
Milchproduktion an).
Bei großen Würfen sollte man allerdings die Hündin nur 2-3 der
Nachgeburten fressen lassen, es besteht sonst die Gefahr von starkem
Durchfall.
Nachdem die Geburt nun geschafft ist, bekommt die frischgebackene
Mutter etwas zu fressen und zu saufen, und wir müssen ihr helfen,
nach draußen zu gehen (obwohl das schwierig sein könnte),
damit sie sich lösen kann.
Das verschmutzte Nest wird entfernt und durch saubere Tücher ersetzt,
dann bekommt die neue Familie einige Zeit allein.
Sollte die Mutterhündin jedoch überlastet erscheinen, oder sich nicht
genügend für ihre Welpen zu interessieren, (insbesondere, wenn
dieses Desinteresse für mehr als eine Stunde anhält), sollte man sie
nicht (auch nicht kurz) aus den Augen lassen
und sie bei der Findung ihrer Mutterrolle unterstützen.
Ist die Geburt beendet? Sicher?
Für den Laien ist es oft schwierig abzusehen, ob die Geburt wirklich
abgeschlossen ist oder sich eventuell noch Welpen oder Plazentareste
in der Mutterhündin befinden. Deshalb ist es ratsam, ca.
6 Stunden nach der Geburt des letzten Welpen die Hündin einem
Tierarzt vorzustellen, der mittels Ultraschall oder Röntgen überprüft,
ob alles in Ordnung ist.
Da jedoch jedes "Außer-Haus-Bringen" der Hündin (und der Welpen)
in dieser sensiblen Zeit die Gefahr von Infektionen birgt, kann es hier
nützlich sein, einen Tierarzt zu finden, der ins Haus kommt.
Das wird im Normalfall ein wenig teurer sein als die Untersuchung in
der Praxis, der Nutzen ist es aber wert.
Auch nach einer gut beendeten Geburt kann es im Wochenbett und bei
der Welpenaufzucht noch zu Problemen kommen.
Jedoch ist mit der bisher erfahrenen Fürsorge der beste Grundstein
für eine glückliche und gesunde Welpenzeit gelegt.